Eine nachhaltige und potenzialadäquate Integration in den Arbeitsmarkt bedarf viel mehr als nur vollständige Bewerbungsunterlagen. Mitunter kann das auch bedeuten, erstmal über seinen eigenen Schatten springen zu müssen, weiß Marta. 

Auf ein Wort mit Marta

Eine nachhaltige und potenzialadäquate Integration in den Arbeitsmarkt bedarf viel mehr als nur vollständige Bewerbungsunterlagen. Mitunter kann das auch bedeuten, erstmal über seinen eigenen Schatten springen zu müssen. Für Marta fühlte es zumindest so an.

Hamburg, im März 2024

Marta kommt ursprünglich aus Polen. Seit zirka zehn Jahren lebt die 36-Jährige mit ihrem Mann in Hamburg und ist inzwischen Mutter einer kleinen Tochter.

Gerade verwirklicht sie ihr berufliches Ziel von einer Anstellung im Steuerfachwesen. Im Gespräch blickt Marta auf den stressigen Start in Deutschland zurück und erzählt, wovon sie im Projekt am meisten profitiert hat.



Hallo Marta! Magst du uns ein bisschen mehr über dich erzählen? Was hat dich zum Beispiel nach Hamburg geführt?

Ja, sehr gern. Ursprünglich habe ich in Polen Rechnungswesen studiert. Als mein Mann im Jahr 2012 aus beruflichen Gründen nach Deutschland gekommen ist, bin ich ihm gefolgt, obwohl ich noch nicht mit dem Studium fertig war.


Studienabbruch kam für mich nicht in Frage. Also habe ich aus Hamburg mein Studium in Polen beendet, nebenbei an vier oder fünf Tagen in der Woche gearbeitet und Deutsch gelernt. Das war ziemlich stressig!



Das können wir uns gut vorstellen! Und jetzt klingt dein Deutsch schon so gut! Wie bist du denn auf unser Projekt aufmerksam geworden?

Danke! Nach meinem Studium gründete ich eine Firma und arbeitete als selbstständige Haushaltshilfe. Irgendwann hat unsere Tochter zu mir gesagt, dass sie auch mal putzen möchte, wenn sie groß ist. Dieses Erlebnis gab mir zu Denken und brachte mich schließlich dazu, den lang gehegten Plan vom beruflichen Neuanfang endlich in die Tat umzusetzen.


Ich hatte nicht vor, mein ganzes Leben als Haushaltshilfe zu arbeiten. Und schon gar nicht wollte ich meiner Tochter ein falsches Vorbild sein. Also bin ich ins Arbeitsamt gegangen. Das war im Jahr 2022. Dort habe ich von dem Projekt „Quint“ erfahren.



Und was hast du im Projekt gemacht? Woran hast du teilgenommen?

Ich habe am Kommunikationstraining und an Workshops zu den Themen ‚Bewerbung‘ und ‚Kommunikation am Arbeitsplatz‘ teilgenommen. In der Einzelberatung haben wir meine Bewerbungsunterlagen zusammen verbessert.


Und wir haben geschaut, was zu meiner Situation, zu meinen Erfahrungen und zu meinem beruflichen Wunsch passt. Und wo ich mich direkt bewerben kann. Mir wurde auch bei der Vorbereitung auf die Vorstellungsgespräche geholfen.

Du sagst, du hast dich zuvor an das Arbeitsamt gewendet. Bist du dann schon mit einem konkreten beruflichen Wunsch zum Projekt gekommen?

Ich wollte gern ins Steuerfachwesen. Zu dem Zeitpunkt lag mein Studienabschluss allerdings schon so weit zurück. Mir fehlte noch die Übung mit dem Fachwortschatz in Deutsch und ich hatte sonst auch noch keine beruflichen Praxiserfahrungen in diese Richtung gesammelt. Deshalb entschied ich mich für eine Ausbildung als Steuerfachangestellte. 

Am Ende habe ich während meiner Teilnahme am Projekt sechs Bewerbungen verschickt, drei Antworten und zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen erhalten. Zu meiner Überraschung habe ich nach allen beiden Jobinterviews eine Zusage erhalten und konnte zwischen zwei Angeboten wählen.



Wow, das kann sich echt sehen lassen! Wie ging es denn für dich nach dem Projekt weiter?

Am Ende habe ich mich für eines der beiden Angebote entschieden. Allerdings fiel mir die Wahl sehr schwer. Und ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt eine Zusage bekommen würde. Im August 2023 habe ich dann eine Ausbildung in einer Steuerkanzlei angefangen. Die macht mir sehr viel Spaß! Am Anfang war ich etwas unsicher, ob alles klappt, gerade mit meiner Tochter oder mit der deutschen Sprache. Doch es klappt super! Zum Beispiel sind es von der Steuerkanzlei zur Kita meiner Tochter nur fünf Minuten.



Super, das freut uns sehr! Ein beruflicher Neuanfang bringt ja seine ganz individuellen Herausforderungen mit sich, da jede Geschichte unterschiedlich ist. Was würdest du sagen, waren deine größten Hürden? Und wie hat dir das Projekt da ganz konkret weitergeholfen?

Das Projektteam hat mir meine Möglichkeiten gezeigt und mich beraten, was besser für mich ist. Ich hatte ja eigentlich gar keine Vorstellung. Ich wusste nur, ich wollte mein berufliches Leben ändern. Aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Aus Angst habe ich lange gewartet, bis ich die ersten Schritte gegangen bin. Das Projektteam hat mir vor allem geholfen, aus mir herauszugehen, meine Schüchternheit abzulegen und den Neuanfang endlich zu wagen.



Das war bestimmt gar nicht so einfach! Noch eine letzte Frage. Gibt es etwas Bestimmtes, was du dir für deine berufliche Zukunft wünschst?

Zunächst möchte ich erstmal meine Ausbildung beenden. Wenn alles gut geht, bin ich im Januar 2026 damit fertig. Ich komme mit allen Leuten super gut zurecht und die Tätigkeit bereitet mir viel Freude. Das macht mich sehr glücklich. Und ich wünsche mir nichts mehr, als dass es so bleibt, auch wenn es manchmal schwer ist, Job, Berufsschule und den Familienalltag unter einen Hut zu bringen. Aber dann denke ich immer an eine Begegnung mit ehemaligen Nachbarn von uns zurück. Die haben zu mir gesagt: „Was willst du machen? Als Steuerfachangestellte arbeiten? Wie willst du das denn schaffen?“ Das motiviert mich irgendwie, es jetzt erst recht zu schaffen.

Liebe Marta, vielen Dank für das Gespräch und vor allem für deine Offenheit! Die Zusammenarbeit mit dir im Projekt hat uns viel Freude bereitet. Für deinen weiteren Weg wünschen wir dir alles Beste!